Vor Kurzem habt Ihr an einer Online Studie zum Thema Persönlichkeit und Tango teilgenommen. An der Studie waren 250 Personen beteiligt von denen 50% einen internationalen und 50% deutsch waren. Ziel der Studie war es Persönlichkeitsmaße von Tanguera/os, die lokal oder international tanzen genauer zu betrachten – genauer, im Vergleich der Merkmalsverteilung deutscher und internationaler Tanguera/os. Aus 2016 lagen mir für internationale Tanguera/os bereits Daten vor. Die Beobachtungen konnten jedoch nur als sehr eingeschränkt gültig betrachtet werden. Daher habe ich mir bei dieser Erhebung die Abweichungen von einer Norm-Stichprobe für deutsche Tanguera/os genauer angeschaut und geprüft, ob sich die Tendenzen aus 2016 für die internationalen Tanguera/os bestätigt haben oder nicht.
Zum Hintergrund: Was sind eigentlich Persönlichkeitsmerkmale? Es wird davon ausgegangen, dass wir als Individuen Präferenzen bezogen auf unser Verhalten haben. Diese sind zeitlich stabil (verändern sich nur sehr langsam über die Lebensspanne) und lassen sich in verschiedene konkurrierende Systeme in 5 beziehungsweise 6 übergeordnete Gruppen (Dimensionen) einteilen. In meiner Studie habe ich das allgemein bekannte System von Costa und McCrae verwendet, das sogenannten Big Five Modell mit dem Akronym “OCEAN”. Es handelt sich hierbei um ein hierarchisches Modell demzufolge es die übergeordneten Merkmalen “Offenheit für Erfahrung, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit, Neurotizismus” (dt. Übersetzung) gibt. Diese Merkmale sind unter allen Menschen normal verteilt und weichen nur geringfügig ab – demographische Variablen, Ängstlichkeit, Selbstvertrauen, Erziehung können Einfluss auf unsere Persönlichkeit nehmen.
Zu den Ergebnissen: Bezogen auf die internationale und deutsche Teilnehmer konnten Analysen die Tendenzen der Untersuchungen aus 2016 bestätigen: Persönlichkeitsmerkmale von Tango Tänzern weichen im Vergleich zu Normstichproben ab. Während sich deutsche und internationale Tanguera/os nahezu kaum unterscheiden ist der Unterschied zwischen detuschen Tanguera/os und einer deutschen Normstichprobe (Datenquelle Gesis Institut Mannheim) sehr deutlich. Tanguera/os zeigen deutlich stärkere emotionale Intensität in ihrem Antwortverhalten. Psychologie ist kein mathematischer Beweis, weswegen sich die Abweichungen nicht kausal auf eine höhere Bildung oder Gruppenzugehörigkeit zurückführen lassen. Es gibt allerdings unter den Tanguera/os eine überzufällig hohe Anzahl an sehr hoch gebildeten Personen, der nachgewiesenermaßen die Persönlichkeit beeinflusst. Eindeutig belegen ließ sich, dass die meisten Tanguera/os sich der Tangogemeinschaft sehr verbunden fühlen und dies als einen positiven Einfluss auf ihr allgemeines Befinden wahrnehmen.
Kurz um, Tango Tanzen und die Zugehörigkeit zur Tango Community, sei es national oder international, haben einen positiven Effekt auf Tanguera/os.
Abschließend möchte ich noch einmal betonen, dass ich jedem Teilnehmer (w/m) sehr dankbar für die Unterstützung war und bin. Persönlichkeit und aus welchen Einzelmerkmalen genau sie sich bei Tanguera/os zusammensetzt und was das fürs soziale Tanzen, Zusammengehörigkeitsgefühl, Wohlbefinden, Flow-Erleben… bedeutet, diese Aspekte werde ich in meinen nächsten Forschungsprojekten untersuchen. In diesem Sinne…
Tanzt und genießt es.
Danke, Juliana.